Grube oder See, wo ist da der Unterschied?


 

Bei uns heißen alle See'n Grube. Warum denn das? Man definiert das so:

"Eine Grube ist eine künstliche Erdvertiefung zur Gewinnung von Rohstoffen aus der Erdkruste. Und ein See ist ein Stillgewässer mit oder ohne Zufluss umgeben von einer Landfläche." Da haben wir den Unterschied. Er muss also in der Entstehung der Wasserfläche liegen. 

Bis ins 18. Jahrhundert müssen wir zurückblicken. Bauern aus Wolfen verkauften 1758 "Schwarze Erde" an die Salzsieder nach Halle. Unser Heimatort Zscherndorf verweist ebenfalls auf etwas Schwarzes. Zschern heißt slavisch schwarz, also ""Schwarzes Dorf"".

Nun entwickelte ein Besitzer des Rittergutes aus dem Nachbarort Ramsin die Geschäfts-idee, "Schwarze Erde" also Kula (altgermanisch schwarzes Gestein) aus einem Schacht zu fördern. Der Pomselberg sollte es sein und der wollte seine "Kula" nicht hergeben. Die eingesetzten Handpumpen schafften es nicht, das Grundwasser zu beseitigen. Und so viel die Idee im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser.

35 Jahre Später, also 1839 grub man die erste Grube. Man höre, der Abraum wurde mit Hacke, Spaten und Schubkarre bewältigt. Auguste musste mit ihrem Namen herhalten.

Man grub bis zur Grundwasserkante und räumte die Kohle ab. Dann kam die Hochdruckdampfmaschine und die damit betriebenen Pumpen senkten das Wasser ab.

Schienenbahnen schaffen nun den Abraum weg und die Rationalisierung brachte einen richtigen Schub in die Förderleistung. Es boomte und folgende Gruben wurden erschlossen: Richard, Johannes (unter dem Synonym Silbersee bekannt und zum ökologischen Wallfahrtsort wurde), Deutsche Grube, Louise, Leopold, Theodor, Antonie, Marie, Ludwig und noch eine Richard. Im Zuge dieser Entwicklung kam die Industrie.

Brikettfabriken, Tonwaren, Ziegeleien, Energie mit AEG, Grießheim brachte die Chemie, die AEG die Elektrochemischen Werke, die IG Farben weitere chemische Werke. Und so wuchs das Mitteldeutsche Industriezentrum. 1928 wurde die Großraumförderung aufgenommen. Erst waren es Dampfbagger, dann Eimerkettenbagger und dann elektrisch betriebene Bagger die zum Einsatz kamen. Die DDR setzte noch einen drauf und forcierte die Förderung in bis dahin nicht gekannte Ausmaße. 250Mio.Tonnen Rohbraunkohle im Jahr nur im Bereich des Kombinates Bitterfeld. Zum Schluss hatte alles aber etwas Gutes. Die Gruben füllten sich mit Grundwasser und so kamen wir zu unseren Grubenseen und inzwischen zu einer wunderbaren Natur- und Wasserlandschaft. Die Goitzsche und der Stausee als Superlative und natürlich die vielen kleineren Tagebaurestlöcher (Gruben) sind prägend für unsere Landschaft. Ob nun Grube oder See, es ist egal. Hauptsache schön und Heimat ist immer schön.